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98% Niederösterreichs windradfrei

Niederösterreich will mit Begutachtungsentwurf "Rahmen für geordneten Windkraftausbau" schaffen- Erreichung der Ziele des niederösterreichischen Energiefahrplans für Windkraftexperten fraglich

St. Pölten - Mit 16. Dezember 2013 schickt das Land Niederösterreich das Raumordnungsprogramm für Windkraft in Begutachtung. Demnach sollen Gemeinden in Zukunft nur noch in dafür ausgewiesenen Zonen Windkraft-Projekte umsetzen.

Windkraft hat sich zu einer tragenden Säule der Energieversorgung entwickelt. Niederösterreich verfügt über zahlreiche günstige Standorte und deckt bereits heute 15% seines Strombedarfs aus Windkraft. Dabei genießt die Energieform eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung. Um diese Zustimmung zu erhalten und die Planungssicherheit für die Gemeinden und für das Land zu verbessern wurde vom NÖ Landtag ein ‘Sektorales Raumordnungsprogramm über die Nutzung der Windkraft in Niederösterreich’ in Auftrag gegeben.

In den vergangenen Monaten hat ein umfangreicher Abstimmungsprozess mit Experten der Raumordnung, des Landschafts- und Naturschutzes, der Ornithologie und des Tourismus stattgefunden. Der Entwurf zum Raumordnungsprogramm liegt nun vor und hat zum Ergebnis, dass nur 2 % der Landesfläche für Windkraftzonen ausgewiesen werden sollen. Das heißt, 98 % der Fläche Niederösterreichs werden langfristig frei von Windkraftanlagen gehalten.

Energie-Landesrat Dr. Stephan Pernkopf: ‘Ziel ist ein Höchstmaß an Schutz für Mensch, Tier und Umwelt zu erreichen und gleichzeitig die Chancen dieser zukunftsweisenden Energieform möglichst vielen Bürgerinnen und Bürgern zugänglich zu machen. Mit dem nun vorliegenden Begutachtungs-Entwurf schafft das Land Niederösterreich den Rahmen für den geordneten Ausbau der Windkraft.’

Künftig haben Gemeinden nur noch in den, eigens dafür ausgewiesenen Zonen die Möglichkeit, Widmungen für Windkraftanlagen vorzunehmen. Um eine ganzheitliche Betrachtung zur erreichen, waren auch die Vogelschutz-Organisation Birdlife und der Umweltdachverband eng in den Abstimmungsprozess eingebunden.

Den Rahmen für die Energiepolitik in Niederösterreich bildet der ‘NÖ Energiefahrplan 2030’, der im Jahr 2011 vom Landtag beschlossen wurde. Darin sind die Ausbaupfade für die erneuerbaren Energieträger und für mehr Energie-Effizienz klar vorgeschrieben. Die Ziele klingen ambitioniert:
* 100 % des Strombedarfs aus Erneuerbarer Energie bis 2015
* 50 % des gesamten Energiebedarfs aus Erneuerbaren bis 2020

Landesrat Pernkopf bekannt sich klar zu diesem Weg: ‘Wer NEIN zu Atomkraft und Schiefergas sagt, der muss JA sagen, zu allen Formen der Erneuerbaren Energie. Es geht mir um einen stetigen und sanften Umbau des Energiesystems, in bestmöglicher Abstimmungen mit den Menschen und den Gemeinden vor Ort. Der Raumordnungsplan für Windkraft ist ein weiterer wichtiger Schritt für das Gelingen der Energiewende in Niederösterreich!’

Niederösterreich hat das zukünftige Windkraftpotential drastisch eingeschränkt.

Nur auf 2% der niederösterreichischen Landesfläche soll der Windkraftausbau möglich sein", erklärt Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft, der in Frage stellt, wie mit dieser Zonierung die langfristigen Ziele des NÖ Energiefahrplans 2030 noch erreichbar sind.

"Es ist schade, dass das Bundesland mit dem größten Windenergiepotential in Österreich lediglich auf 2% der Landesfläche den Windkraftausbau erlaubt", zeigt sich Stefan Moidl ernüchtert. "Bisher hat es bereits durch strenge Abstandsregelungen und die unter Naturschutz stehenden Gebiete in Niederösterreich für Windkraftprojekte sehr strenge Vorschriften gegeben. Die Reduktion auf 2% der Landesfläche ist nun eine weit darüber hinausgehende, drastische Einschränkung."

Ende des Jahres sind in Niederösterreich 450 Windkraftanlagen mit einer Leistung von rund 800 MW in Betrieb und liefern sauberen Strom. Die Zielsetzungen für die Windkraft im NÖ Energiefahrplan 2030 sehen für das Jahr 2020 1.900 MW und für das Jahr 2030 3.200 MW Windkraftleistung vor. Fraglich ist nun, ob mit lediglich 2% der Landesfläche die Ziele des NÖ Energiefahrplans 2030 auch erreichbar sind.

"Es heißt nämlich noch gar nicht, dass die verbleibenden Flächen tatsächlich für die Windkrafterzeugung wirklich in vollem Umfang zur Verfügung stehen, denn es sind nach wie vor alle Genehmigungsschritte von der Widmung bis zur UVP-Bewilligung durchzuführen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass nicht alle Projektideen umgesetzt werden können", erklärt Moidl.


Rasche Erstellung des Zonierungsentwurfs

Am 23. Mai 2013 hat der Landtag das NÖ Raumordnungsgesetz abgeändert und Landesrat Stephan Pernkopf mit der Erstellung einer Zonierung für die Windenergie in Niederösterreich beauftragt. Sechs Monate später präsentierte er nun den Entwurf. "Was man dem Land zugute halten kann, dass der Zonierungsvorschlag innerhalb von 6 Monaten rasch erarbeitet wurde", stellt Moidl fest.

Genaue Analyse steht noch aus

Eine genaue Beurteilung der Zonierung steht noch aus. "Wir müssen uns jetzt hinsetzen und die Karte genau analysieren", erklärt Moidl und ergänzt abschließend: "Es ist zu hoffen, dass nicht noch weitere negative Überraschungen in den Details stecken."
Beobachter der Energieszene meinen genau deswegen, dass nun einfach über das Ziel hinausgeschossen wurde.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /