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Sicher und transparent in Windkraft investieren

Die Insolvenzanmeldungen der Windkraftprojektierer Prokon und Windwärts Energie in Deutschland haben Anleger verunsichert. Kann man sein Geld noch in Windraftanlagen investieren?

Worauf muss man achten, woran erkenne ich seriöse Anbieter und Angebote? Wie wird sich der Markt entwickeln bei unsicherer EEG-Reform? Michael Horling, Geschäftsführer der ökologischen Anlageberatung Grüne Sachwerte, beruhigt und gibt Anlegern eine Checkliste und Tipps an die Hand.

Windparks als Geldanlage generieren langfristig stabile Einnahmen

"Gegen das Betreiben von Windparks ist nichts einzuwenden, zumal der erzeugte Strom durch die Einspeisevergütung garantiert zu einem guten Preis abgenommen wird, "lobt Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) die Geldanlage in Windkraft im Handelsblattinterview vom 13. Januar 2014. Auch Michael Horling ist überzeugt: " Nicht die Frage, ob in Windkraft investiert werden soll, muss kritisch hinterfragt werden, sondern wie konkret das Geld der Anleger eingesetzt wird".

Die Investition in moderne Windkraftanlagen hat einige Vorteile gegenüber konventionellen Sachwertbeteiligungen wie Schiffen, Flugzeugen oder auch Immobilien: "Die staatlich garantierte Einspeisevergütung, in manchen Ländern sogar inflationsangepasst, ist ein wichtiger Faktor. Bedeutsamer noch ist allerdings, dass neue Windkraftanlagen technisch hocheffizient arbeiten, eine hohe Verfügbarkeit aufweisen und durch Vollwartungsverträge die Kosten für Reparatur und Wartung abgesichert sind", so Horling. Dass nach wie vor durch gute wie schlechte Windjahre Chancen und auch Risiken existieren, darf natürlich nicht verheimlicht werden. Allerdings seien die Windgutachten heutzutage deutlich präziser und vorsichtiger als noch vor wenigen Jahren.

Checkliste: So finden Sie seriöse Angebote und Anbieter

Ob die oben genannten Vorteile auch für Privatanleger gelten, hängt insbesondere davon ab, ob es sich um seriöse Angebote handelt, in welche Projekte und auf welche Art und Weise das Kapital investiert wird. So gehen Sie vor, um erfolgversprechende Angebote zu finden:

* Misstrauen Sie überhöhten Renditen und aggressiver Werbung
* Die üblichen Renditen für Investitionen in Windkraftanlagen liegen in Deutschland aktuell zwischen 5 und 7,5% je nach Laufzeit und Ausgestaltung des Angebotes. Anbieter, die mehr versprechen, sollten Sie kritisch hinterfragen. Ungefragte Werbung im Briefkasten oder in der U-Bahn sollten Sie unbedingt außer Acht lassen.

* Suchen Sie unabhängige Beratung und stellen Sie Fragen
* Suchen Sie unabhängige Beratung und sprechen Sie nicht nur mit dem Anbieter der Kapitalanlage selbst. Einen guten Berater oder Vermittler erkennen Sie daran, dass er Ihnen alle Fragen beantwortet - besonders auch, was dieser an einem Finanzprodukt verdient.

Überprüfen Sie das Produkt ruhig und ausführlich

Wird das Kapital der Anleger zweckgebunden und mit externer Kontrolle in spezifische Windkraftprojekte angelegt?

Und falls bei Windparks noch nicht mit dem Bau begonnen wurde, liegen zumindest die Betriebsgenehmigung vor sowie eine Finanzierungszusage für das Fremdkapital und ein Liefervertrag für die Windkraftanlagen, die an dem geplanten Standort gebaut werden sollen?

Sind die Einnahmen, Ausschüttungen und (falls ein vorzeitiger Verkauf geplant ist) der Verkaufspreis am Ende der Laufzeit vorsichtig und realistisch kalkuliert?

Herrscht Transparenz, damit Sie alle oben beschriebenen Eigenschaften auch überprüfen können?

Sind der Berater und der Fondsanbieter spezialisiert und erfahren?

Geschlossene Fonds zweckgebunden und mit Mittelverwendungskontrolle

Michael Horling empfiehlt Anlegern, die einen Teil ihres Kapitals langfristig unternehmerisch investieren möchten, die Beteiligung über sogenannte "geschlossene Windkraftfonds" als Anlageform in Windkraftanlagen. Hier wird das Geld zweckgebunden für einen oder mehrere konkrete Windparks oder Windkraftanlagen eingeworben. Die Anleger werden Eigentümer dieser Anlagen und haben daher auch ein Mitbestimmungsrecht. Außerdem unterliegen geschlossene Fonds strengen Regeln und haben hohe Transparenzvorgaben, so dass die Anleger die Entwicklung ihrer Windkraftanlagen genau mitverfolgen und mitbestimmen können. Mit geschlossenen Fonds wird in reale fassbare Sachwerte investiert, die unabhängig von Konjunktion- und Börsenschwankungen arbeiten.

Fehler bei Prokon - Anleger ohne Sachwerte und Mitbestimmung

Prokon hat zwar das Geld seiner Anleger ebenfalls überwiegend in Windparks angelegt. Die Anleger haben über die gezeichneten Genussrechte allerdings weder Stimmrechte, noch das Eigentum an konkreten Windparks. Sie haben Prokon schlicht und einfach Geld geliehen, mit dem das Unternehmen frei wirtschaften konnte. Und das Unternehmen beging, den Anlegern keinerlei Rechenschaft schuldig, gleich mehrere strategische Fehler: Neue Windkraftprojekte als sehr langfristige Investitionsgüter wurden mit kurzfristig kündbaren Genussrechten finanziert. Zudem finanzierte Prokon die Windparks fast ausschließlich über die Genussrechte, die mit 6-8% Zinsen p.a. sehr teuer waren. "Üblicherweise werden Windparks zu weiten Teilen mit günstigen KfW-Krediten finanziert, die in den letzten Jahren bei 3-4% lagen", so Horling.

Insolvenz von Windwärts Energie - Vorteil für Inhaber geschlossener Fonds

Ein weiterer Vorteil der Anlageform der geschlossenen Windkraftfonds zeigt sich im Rahmen des Unternehmens Windwärts Energie, das vor wenigen Tagen Insolvenz anmeldete. Anleger, die bei den Hannoveranern in Genussrechte investiert haben, müssen aktuell um ihre Einlage bangen. Privatanleger, die bei Windwärts in geschlossene Windkraft- und Solarfonds investiert haben, sehen hingegen den Fall gelassener: Denn geschlossene Fonds sind eigenständige Gesellschaften, die allein im Eigentum der Investoren stehen. Bei Ihnen geht es vielmehr darum, ggf. ein neues Management für die Betreuung der Windkraftanlagen zu engagieren. Insolvenzgrund seien hier Verzögerungen bei gleich mehreren Projekten, wodurch ein Liquiditätsmangel auftrat. Für die 1.600 Anleger der Windwärts-Genussrechte besteht aber gute Hoffnung, denn "es gibt keine gescheiterten Projekte, sondern nur verzögerte", wie Insolvenzverwalter Römermann erklärt.

Windkraftindustrie im Aufschwung trotz ungewisser EEG-Reform

In Europa stehen weltweit die meisten Windkraftanlagen, und auch für Deutschland war das Jahr 2013 ein Rekordjahr für die Windkraftbranche. Trotz der geplanten EEG-Reform in Deutschland sind die langfristigen Aussichten für die Windkraftindustrie gut, glaubt Horling. Denn das EU Parlament hat sich klar zur Energiewende bekannt und im Gegensatz zur EU Kommission drei verbindliche Ziele für 2030 festgelegt (Energieeffizienz, Treibhausgasreduktion und Erneuerbare Energien). "Das EU Parlament hat den Anfang gemacht", freut sich Horling.

Quelle: Grüne Sachwerte GS e.K.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /