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Dezentrale Photovoltaik - In welcher Größe ist sie wirtschaftlich?

Österreichische Energieagentur und EVN AG berechneten im Rahmen eines "Haus der Zukunft Plus"- Projekts die Wirtschaftlichkeit von dezentralen Photovoltaikanlagen

Der Energiemarkt verändert sich. Durch dezentrale Stromproduktion sind bisherige Endkunden der Energieversorgungsunternehmen wie private Haushalte oder Unternehmen nicht mehr nur Verbraucher ("consumer"), sondern auch Produzenten von Strom ("prosumer"). Dabei besteht die Möglichkeit, den erzeugten Strom zu 100 % in das öffentliche Stromnetz einzuspeisen (Volleinspeiser) oder nur die überschüssige elektrische Energiemenge, welche nicht direkt vor Ort genutzt werden kann (Überschusseinspeiser). Unter heutigen Rahmenbedingungen erstellte Wirtschaftlichkeitsberechnungen (hohe Investitionskosten für Stromspeicherungstechnologien im Gebäude, geringe Einspeisetarife) geben der Eigennutzung des im Gebäude erzeugten PV-Stroms klar den Vorzug gegenüber der reinen Netzeinspeisung (Volleinspeiser). Hinsichtlich der Bewertung solcher Anlagenkonzepte - unter Berücksichtigung von realen Nutzungsprofilen und den derzeitigen ökonomischen Rahmenbedingungen in Österreich (Investitionsförderungen, Einspeisetarife) - gibt es bisher nur wenige Erfahrungswerte. Vorhandene Berechnungstools (Ertragsrechner) sind meist noch nicht mit den erforderlichen Features ausgestattet, um diese Bewertung durchzuführen. Diese Wissenslücke wurde im Zuge dieses Projektes geschlossen.


Die zentralen Ergebnisse:

- Für die analysierten Nutzungsprofile stellt sich im Basisszenario ein Eigenverbrauchsanteil zwischen 22 % (Lastprofil 2 Erwachsene) und 55 % (Lastprofil Gewerbe 8-18 Uhr), bzw. eine Amortisationsdauer zwischen 12,8 (Lastprofil Gewerbe 8-18 Uhr) und 23,3 Jahren (Lastprofil 2 Erwachsene) ein.

- Der Eigenverbrauchsanteil ist von der Charakteristik (Amplitude und zeitlicher Verlauf) des Tageslastganges der Verbraucher und Erzeuger abhängig.

- Bei allen betrachteten Anlagen stellt sich ein wirtschaftliches Optimum (kürzeste Amortisationsdauer) in Abhängigkeit der Anlagengröße und des Lastprofils ein.

- Eine Veränderung der einzelnen Parameter um +/- 20 % (Investitionsförderung, Einspeisetarif, Energiepreissteigerungsrate, Zinssatz) führt zu einer Verkürzung bzw. Verlängerung der Amortisationsdauer um durchschnittlich 0,6 bis 2,7 Jahre. Der Einspeisetarif hat dabei den größten Einfluss auf das Endergebnis.

- Die wirtschaftlich optimale Anlagengröße ist nicht nur von der Charakteristik des Lastprofils (Amplitude, Tagesverlauf), sondern wesentlich auch von den ökonomischen Berechnungsparametern (Fördersystem) abhängig.

Das Projekt "Wirtschaftliche Nutzung von PV-Strom in Gebäuden" leistet einen Beitrag zur Verbreitung von erneuerbaren Energieträgern, indem es die wirtschaftliche Nutzung von Photovoltaikanlagen für verschiedene Nutzungsgruppen aufzeigt. Gerade im Bereich der Stromerzeugung wird vielfach ein weiterer Ausbau der Erzeugung aus PV-Anlagen gefordert.

Da jedoch PV-Anlagen eine volatile Einspeisecharakteristik aufweisen, stellt die Zunahme dezentral installierter Einheiten das Stromverteilnetz vor neue Herausforderungen. In diesem Zusammenhang regt das Projekt "Wirtschaftliche Nutzung von PV-Strom in Gebäuden" zur Forcierung von PV-Anlagen mit einem hohen Eigenverbrauchsanteil an, welche die Netze weniger belasten.

Die österreichische PV-Industrie geht davon aus, dass bis 2020 zumindest 8 % des österreichischen Strombedarfs mit PV-Strom gedeckt werden können; die Österreichische Technologieplattform Photovoltaik rechnet mit 22.000 Beschäftigten , der österreichische Photovoltaik-Verband sogar mit 37.000 neuen Arbeitsplätzen in der PV-Wirtschaft bis 2020; die Wertschöpfung der heimischen PV-Industrie wird mit bis zu 7 Mrd. Euro bis zum Jahr 2020 angenommen. Das vorgestellte Projekt liefert eine wissenschaftliche Grundlage für die Erarbeitung von zukünftigen Fördermodellen, welche diese wünschenswerte Entwicklung möglich machen.

Das Projekt wurde im Rahmen des Programms "Haus der Zukunft Plus" durchgeführt.

Haus der Zukunft Plus ist ein Forschungs- und Technologieprogramm des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie. Es wird im Auftrag des BMVIT von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft gemeinsam mit der Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft mbH und der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik ÖGUT abgewickelt.



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /